Training
23.09.2024
Unterschätzte Synergien in der Ferienzeit
Warum Kooperationen von Praxen und Studios mit Vereinen sinnvoll sein können
Ferienzeit geht für Physiotherapiepraxen, Fitness-Studios und Sportvereine oft gleichermaßen einher mit gähnender Leere. Nur wenige Klienten bzw. Mitglieder schauen auch in der Urlaubs zeit regel - mäßig vorbei. Dieser Tatsache könnte jedoch mit Kooperationen relativ einfach entgegengewirkt werden – mit Benefits für alle Beteiligten. Das Stichwort lautet: Präventionskurse.
Ferienzeit ist Urlaubszeit. Unterwegs mit Familie und Freunden, das Wetter im Freibad genießen – da lässt man das Fitness-Studio oder das Vereinstraining doch gerne mal links liegen. Betreiber und Trainer stellt das natürlich vor Herausforderungen, wäre man doch das ganze Jahr über gerne ausgelastet. Was für Möglichkeiten gibt es also, um das volle Potenzial aus der Ferienzeit herauszuholen?
Kooperationen bei Feriencamps
Ein Blick ins Programm der örtlichen Sportvereine oder gleich eine gezielte Kontaktaufnahme lohnt sich aus folgendem Grund: Meist bieten die Vereine in der Ferienzeit sowieso schon Camps – schwerpunktmäßig für Kinder und Jugendliche – an. Diese können wiederum als Grundlage für eine Kooperation genutzt werden. Mit sogenannten Präventionskursen lässt sich nämlich recht einfach eine Brücke zu den FitnessStudios und Physiopraxen schlagen.
Aus meiner Sicht werden die Synergien, die sich aus solch einer Kooperation ergeben, bisher unterschätzt. Präventionskurse sind spezielle Kurse, die von den gesetzlichen Krankenkassen bezuschusst werden. Das macht sie für die Anbieter von Studios und Physiopraxen sowie für Vereine und nicht zuletzt für die Eltern, die für das Ferienprogramm ihrer Kinder zahlen, so interessant.
Weites Spektrum für Präventionskurse
Unter den Begriff Präventionskurse fallen per Definition gesundheitsfördernde Maßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten. Das Spektrum ist weit, reicht von Ganzkörperkräftigung über Koordinationstraining bis hin zu Lauftraining. Für die Ferienzeit stehen besonders die Kurse für Kinder und Jugendliche im Fokus, die sich grob an den Altersstufen 6 – 7 Jahre, 8 – 12 Jahre sowie 13 – 17 Jahre orientieren.
Kompaktkurse bieten sich an
Verein und Studio sollten im Vorfeld absprechen, welche Altersgruppe in - frage kommt, damit das Angebot dann auch passgenau zugeschnitten ist. Von besonderem Interesse dürften zudem die sogenannten Kompaktkurse sein. Diese Kurse sind innerhalb einer Woche abgearbeitet. Sprich: Die Dauer variiert hier zwischen zwei, vier oder sechs Tagen.
Ein Gedankenspiel: Das Sommercamp vom örtlichen Tennisverein wird in Kooperation mit einem zertifizierten Trainer des Fitness-Studios umgesetzt. Vormittags steht für die Teilnehmer zwei Stunden Ganzkörperkräftigung an oder es dreht sich im Rahmen des „KidFit“- Präventions - kurses alles um Laufspiele. Hier kann je nach Altersstufe variiert werden. Nach dem Mittagessen geht es dann mit dem Programm im Tenniscamp weiter.
Zuschüsse der Krankenkassen
Die Kosten, die zunächst von den Eltern bezahlt werden, kommen in diesem Beispiel zu 80 Prozent beim Studio und zu 20 Prozent beim Verein an. Wichtig zu wissen ist Folgendes: Die Eltern können mit einem Zuschuss von bis zu 150 Euro von den gesetzlichen Krankenkassen rechnen. Neben dem finanziellen Anreiz besteht das wohl größte Benefit darin, dass sich der Enthusiasmus der Kinder und Jugendlichen in einer (späteren) Mitgliedschaft zeigt. Kooperationen dieser Art werden zwar bereits umgesetzt, allerdings noch zu selten. Hier wünsche ich mir mehr Mut, um miteinander ins Gespräch zu kommen.
Kursanforderungen als Herausforderung Allerdings hapert es manchmal auch an der Kursumsetzung, denn Präventionskurse müssen bei der Zentralen Prüfstelle Prävention (ZPP) angemeldet werden. Und auch das Personal muss entsprechend §20 des SGB V qualifiziert sein. Bereits zertifizierte Kurse können allerdings auch über entsprechende Anbieter von Studios und Praxen gekauft werden. Ob das Personal noch extra geschult werden muss, hängt von den bereits erworbenen Qualifikationen ab. Zum Beispiel müssen Übungsleiter oder FitnessTrainer mit A- oder B-Lizenz eine Ausbildung machen, die innerhalb eines Jahres oder auch in zwei Jahren absolviert werden kann.
Auch Kurse im Winter denkbar
Sind die Voraussetzungen aber einmal erfüllt, kann das ganze Jahr über davon profitiert werden. Denn auch im Winter ist eine Kooperation denkbar. Die Outdoor-Sport - arten verlagern sich dann bekanntermaßen in die Turnhallen, was wiederum oftmals Belegungspläne und -zeiten sprengt. Die Konsequenz: Viele Sportler auf engem Raum, sodass an ein effektives Training meist nicht zu denken ist.
Mein Vorschlag daher: In der Altersgruppe der 13-17-Jährigen wird beispielsweise bei den Leistungssportlern im Fußball schon das Krafttraining relevant, wodurch wiederum Luft in der Hallenbelegung geschaffen werden kann, wenn man diese Gruppe einfach mal auf Grundlage eines Präventionskurses für acht Wochen ins Fitness-Studio oder die Physiopraxis schickt. Die Präventionskurse eröffnen den Beteiligten also etliche Möglichkeiten. Man muss es nur mal ausprobieren.
Yvonne Bechheim
Die Autorin
Autorin Yvonne Bechheim (59) ist Diplom-Sportwissenschaftlerin und mehrfache Buchautorin. Als Geschäftsführerin des Dienstleistungsunternehmens „Independent Workout“ hat sie sich auf Präventionsangebote spezialisiert. Mehr Infos unter: www.independent-workout.com/
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