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24.03.2020

Mit der Atemgasmessung zur Medical-Fitness- Positionierung

Mit der Atemgasmessung zur Medical-Fitness- Positionierung

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Mehrere Studien zeigen die Defizite der Deutschen in Bezug auf Bewegung, Ernährung und Stressregulation. Als Folge darauf ergeben sich für Anbieter große Chancen im 2. Gesundheitsmarkt, der ein Wachstumsmarkt ist. Der Diplom-Sportwissenschaftler Carsten Stockinger zeigt anhand des Beispiels des Diagnosetools der Atemgasmessung auf, wie sich Studiobetreiber im Bereich Medical Fitness positionieren können.

Da die Fitnessbranche einen wesentlichen Anteil am zweiten Gesundheitsmarkt trägt, kann sich die Branche auf ein Wachstum im Bereich „Medical-Fitness“ einstellen, sofern die Weichen des Angebotes richtig gestellt werden, da sich die Konsumorientierung der Menschen in der zweiten Lebenshälfte oder mit gesundheitlichen Problemen komplett anders darstellt, als bei der jungen, „fitnessorientierten“ Kundengruppe. Bei Ersteren eignen sich insbesondere Trainingsmethoden und Diagnostik - Geräte, die zuvor im ersten Gesundheitsmarkt Verwendung fanden, jetzt aber auch aufgrund bessere Bedienbarkeit und erleichterter Anwendung auch im Fitnessmarkt genutzt werden. Die Atemgas- Sauerstoffmessung ist eines dieser Messsysteme, das insbesondere die metabolischen, also den Stoffwechsel betreffenden, Voraussetzungen des Neukunden für die Trainings- und Ernährungsberatung erfasst.

Daten durch die Atemgasanalyse
Die Atemgasmessung stellt eine wissenschaftlich fundierte, „Gold- Standart“ Diagnostik zur Ein- Mehrere Studien zeigen die Defizite der Deutschen in Bezug auf Bewegung, Ernährung und Stress - regulation. Als Folge darauf ergeben sich für Anbieter große Chancen im 2. Gesundheitsmarkt, der ein Wachstumsmarkt ist. Der Diplom-Sportwissenschaftler Carsten Stockinger zeigt anhand des Beispiels des Diagnosetools der Atemgasmessung auf, wie sich Studiobetreiber im Bereich Medical Fitness positionieren können. Mit der Atemgasmessung zur Medical-Fitness- Positionierung ©Bilder: e-scan TRAINING • THERAPIE & DIGITALISIERUNG ››› 107 schätzung der Stoffwechselfunkion in Ruhe und bei Belastung dar. Das Verfahren ermittelt über die geatmete Luft und die darin enthaltenen Gase, Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid den Energieumsatz des Menschen und den prozentualen Anteil an Zucker – und Fett, der für die Energie - bereitstellung verwendet wird. Der Unterschied zwischen der Ruhemessung und der Belastungsmessung ist, dass bei der Ruhemessung bei konstant ruhiger, normaler Atmung gemessen wird, bei der Belastungsmessung die Atmung unter zunehmender Belastungssteigerung analysiert wird. Aus beiden Analysen können unterschiedliche Schlüsse für den Kunden gezogen werden. Die wesentlichen Parameter der Ruhemessung sind der Energieumsatz der Testperson, der Glukose- und Fettverbrennungsanteil, die Sauerstoffaufnahme und CO2 – Abgabe sowie die Atemparameter Atemfrequenz, ausgeatmetes Volumen und das Atemminuten Volumen. Alle Werte sind für die Gesundheits- und Ernährungs - beratung von Bedeutung.

Energieumsatz in Ruhe
Der Energieumsatz ist die Menge an Energie, die der Körper in Wärme umwandelt und ist demnach keine feste, konstante Größe, sondern eine vitale Größe und abhängig vom Ernährungszustand, Alter, Geschlecht, körperlicher und geistiger Aktivität, Fitnesszustand und dem Einfluss des vegetativen Nervensystems und damit des Sympatikus und Parasympatikus. Als Einheit hat sich Kilojoule bzw. Kilokalorie (kcal) etabliert.

Der Energieumsatz pro Tag ergibt sich somit aus dem Ruheenergieumsatz, Arbeitsumsatz, der Verdauung und der alltäglichen Belastung. Der Ruheumsatz definiert den Energieumsatz bei geistiger und körperlicher Ruhe und liegt ca. 10-15 Prozent über dem Grundumsatz.

Ein praktisches Beispiel dazu ist ein Energieumsatz bei einer Frau mit einer Körpergröße von 165 cm und 54 kg (1300 kcal) oder bei einer Frau mit 165 cm und 80 kg (1800 kcal).
Dadurch, dass der Energieumsatz Kalorienzahlen ermittelt, ist man bei der Ernährungsberatung geneigt, den ermittelten Wert für die Empfehlung der Nahrungsmenge zu verwenden, was jedoch hinterfragt werden muss. Ist beispielsweise der Energieumsatz bei einem gestressten, übergewichtigen Menschen sehr hoch, werden leicht zu hohe Nahrungskalorien empfohlen und eine Gewichtsreduktion ist dadurch nicht möglich!
Viel besser wäre es, den hohen Stoffwechselumsatz ursächlich auf den Einfluss des Stresses zu beziehen und die hormonellen Einflüsse von Stress (Kampf oder Flucht – und damit Erhöhung von Glukose im Blut) auf den Stoffwechsel zu betrachten. Wie eingangs erwähnt, nimmt die Zahl der psychisch hoch belasteten Menschen immer mehr zu und das Risiko für Herz- Kreislaufkrankheiten steigt! Dementsprechende Ernährungs- und Trainingsempfehlungen (dosiertes Stressreduktionstraining) sind daher dringend zu empfehlen!

Die Diagnose als Basis für die weitere Beratung
Der Energiestoffwechsel des Organismus findet in unseren Zellen statt. Dabei werden Kohlenhydrate und Fette in Energie (ATP) umgewandelt. Deren anteilsmäßige Verwendung bei der Energiebereitstellung wird als Brennstoffprofil bezeichnet und ist z.B. abhängig von der Nahrungszufuhr, der Sauerstoffverwertung und hormonellen Einflüssen z.B. Insulin. Normalerweise liegt bei Menschen mit gesundem Ernährungsund Bewegungsverhalten eine dominierende Fettverbrennung bei moderater Zuckerverbrennung vor. Bei Überernährung mit hohen Konsum von raffinierten Kohlenhydraten, versteckten Zuckern oder Fertig produkten steigt der Zuckerstoffwechsel und damit die Insulin produktion an, was zur Erhöhung der Blutfette (Triglyceride) und des Körperfettanteils führt sowie längerfristig das Risiko von Diabetes Typ 2 erhöht.

Insofern bietet die Atemgasmessung und dabei insbesondere die Ermittlung der Zucker- und Fettverbrennung einen hohen diag - nostischen Wert für Ernährungs-, Trainings- und Gesundheitsberatung sowohl präventiv, als auch ››› TRAINING ››› 108 TRAINING • THERAPIE & DIGITALISIERUNG sekundär präventiv. Die Beratung kann auf Basis der Messung individuell aufgebaut werden, was für die eingangs beschriebene Zielgruppe dringend erforderlich ist.

Die Sauerstoffgewinnung als Basis der Trainingssteuerung
Sauerstoff bedeutet für uns Menschen „Leben“, weil er die Voraussetzung für die Energiebereitstellung schafft. Unsere Zellen können zwar auch ohne Sauerstoff Energie erzeugen, das aber nur über einen begrenzten Zeitraum und bei geringer Energieeffizienz. Die Energieausbeute beim Fettstoffwechsel ist demgegenüber etwa viermal höher und damit weit effizienter, verursacht weniger Stress und Zellalterung. Daraus leitet sich die Notwendigkeit ab, die Sauerstoffgewinnung der Kunden zu ermitteln, um die Trainingssteuerung in Intensität und Umfang, richtig zu dosieren. Liegen hohe Stressbelastungen beim Kunden vor, aufgrund ungesunder Ernährung, Bewegungsmangel und Arbeitsbelastung oder metabolischen Krankheiten, ist der oxidative Zellstress bereits sehr hoch. In diesem Fall ist ein Training mit zu hohen Intensitäten eine zusätzliche Belastung und erhöht den Zellstress noch mehr. Verändert man auf Basis der gemessenen Sauerstoffaufnahme die Ernährung und das Training, hat es einen sehr hohen positiven gesundheitlichen Effekt!

Die Atemgasmessung im Spitzensport
Die Atemgsgasmessung unter Belastung wird in der Sportwissenschaft häufig auch als „Leistungsdiagnostik“ bezeichnet. Das Maß für die Leistung wird als VO2 max. bezeichnet und bewertet die höchstmögliche Sauerstoffaufnahme bei maximaler Belastung. Sie stellt im Wettkampfsport eine Kenngröße dar, ist aber für den Gesundheitssport im Studio nicht entscheidend. Aus diesem Grund glauben viele Betreiber, dass Leistungsdiagnostik nicht wichtig ist. Das ist im Sinne der oben beschriebenen Anwendung mit Ermittlung der maximalen Sauerstoffaufnahme und Auslastung sicherlich richtig. Wenn man aber die Möglichkeiten der Belastungsmessung in einem anderen Setting sieht, insbesondere bei untrainierten Menschen, oder Menschen mit metabolischen Problemen, scheint es eine unabdingbare Voraussetzung für sinnvolle Belastungssteuerung. Denn ein sehr wichtiger Parameter, der Belastungsmessung ist der Bereich, wo der Organismus am effektivsten Sauerstoff gewinnt. Dabei muss weder eine Auslastung erfolgen noch findet eine Überlastung der Testperson statt. Kennt man aber den Bereich der effektivsten Sauerstoffgewinnung und empfiehlt diese Intensität z.B. über Herzfrequenzvorgaben im Training, leistet man einen hohen Beitrag für das Wohl des Kunden.

Fazit: Diagnostik spielt eine wichtige Rolle
Der Markt von Kunden mit hoher Stressbelastung und Erschöpfung sowie gesundheitlichen Einschränkungen im Herz- und Kreislaufsystem und des Stoffwechsels ist riesig. Viele von Ihnen suchen Lösungen im zweiten Gesundheitsmarkt bzw. gesundheitsorientierten Fitness-Clubs.
Für eine sinnvolle, individuelle Trainingssteuerung ist eine fundierte Diagnostik, wie beispielsweise die Atemgasmessung notwendige Voraussetzung, um das Training und die Ernährung richtig zu steuern. Nur so kann man sicher stellen, dass durch die Bewegung Trainingsziele erreicht und Gesundheit verbessert werden. Als Fitnessanbieter wird man sich den Markt nur dann umfangreich erschließen, wenn man sich durch fundierte Diagnostik und Gesundheitstraining einen Namen macht.


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