Digitalisierung
22.03.2021
Das hybride Studiomodell
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Tipps zur Umsetzung
Das hybride Studiomodell könnte – auch durch die Corona-Pandemie – verstärkt Einzug in die Fitnessbranche halten. In diesem Artikel beschäftigen sich die Autoren Andreas M. Bechler und Stefan Rauch mit drei Ebenen der Umsetzung: Technik, Organisation und Preis.
Die Umsetzung eines hybriden Modells ist, auch mangels umfangreicher Literatur und Best-Practice-Beispielen, nicht einfach. In vielerlei Hinsicht sollten Betreiber sich trauen, auch neue Wege einzuschlagen und bestimmte Dinge einfach einmal auszuprobieren. Vieles fällt unter die Kategorien „Trial-and-Error“ oder auch „Learning-by-Doing“. Gewisse Grundsätze können aber doch definiert werden. Diese sollen hier zumindest kurz angesprochen werden, um den Leser darauf aufbauend zu weitergehenden Gedanken anzuregen.
1. Technische Ebene
Besondere Bedeutung kommt dem technischen Background zugute. Es wird eine Plattform benötigt, auf der sich Kunden und Mitarbeiter gegenseitig finden und in eine wie auch immer geartete Inter aktion treten können. Diese Plattformen müssen für das Abbilden der Online-Komponente die gesamte Customer Journey abdecken können und somit Tools enthalten, die Touchpoints wie Akquise, Kundenkommunikation, (Video-) Streaming etc. ermöglichen.
Sinnvollerweise bilden Sie das Ganze auch in einer App ab, um die Zugänglichkeit insbesondere für die jüngere Generation zu optimieren. Es gibt durchaus einige Anbieter, welche die allermeisten Teile dieser Anforderungen bereits erfüllen. Allerdings obliegt es den Betreibern, hier eine individuell passende Lösung für sich zu identifizieren und zu nutzen. Befassen Sie sich einfach mit den vorhandenen Anbietern, definieren Sie Ihre Anforderungen und wählen Sie das dazu passende Produkt für sich aus.
Ein weiterer wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist auch, dass Sie Ihre vorhandenen Betriebsprozesse in die neue digitale Ebene transferieren müssen. Die Digitalisierung eines Prozesses erfordert in der Regel auch eine gewisse Standardisierung desselbigen. Stellen Sie sich also die Frage, inwiefern in Ihren aktuellen Prozessen Standardisierungspotentiale schlummern, bevor Sie diese in die digitale Landschaft heben wollen. Gerade hier kann auch eine externe Unterstützung sinnvoll sein.
2. Organisatorische Ebene
Organisatorisch müssen Sie die Online-Sparte als eigene Business-Unit betrachten und auch entsprechend behandeln. Dies bedeutet insbesondere, dass für diese eine eindeutige Person festgelegt werden muss, die diesen Bereich verantwortet und gegebenenfalls beteiligte Mitarbeiter führt. Der Projektleiter sollte die Bereitschaft mitbringen, sich mit solchen neuen Themen zu beschäftigen und sich darin aktiv einzuarbeiten. Dies kann der Studioinhaber sein, wenn er oder sie über diese Bereitschaft verfügt. Andernfalls ist es empfehlenswert, das Projekt in andere verantwortungsvolle Hände aus dem eigenen
Team zu legen.
Die Behandlung als eigene Business-Unit ist so wichtig, da auf diese Weise die Profitabilität besser getrackt und bewertet werden kann. Nur so können Sie feststellen, ob Maßnahmen greifen und das Konzept überhaupt bei Ihnen über ausreichenden Zuspruch verfügt. Das notwendige „Trial-and-Error“-Vorgehen funktioniert nicht ohne konsequentes Controlling.
3. Preisliche Ebene
Hinsichtlich der Preisfindung wird sich der eine oder andere Fitnessstudioinhaber sicherlich schwertun. Gerade mit Blick auf das vergangene Jahr 2020 und den zahlreichen kostenfreien digitalen Angeboten der Studios für ihre Kunden fällt es vielen Entscheidern schwer, hier nun einen Preis zu definieren. Final gehört dieser Schritt aber zu den Basics Ihrer Preispolitik, denn auf Dauer können kostenfreie Inhalte Ihre Profitabilität gefährden.
Denkbar sind im Grunde drei Mitgliedschaften, die unterschiedlich bepreist werden können: Online, Offline und Hybrid. Der Offline-Preis dürfte das geringste Problem sein, schließlich ist dieser schon längst in jedem Studio klar definiert. Online als eigene Leistung ohne zusätzliche Studiomitgliedschaft muss sich mit den bestehenden Angeboten diverser Sport-Apps-Anbieter messen. Bisherige Angebote für Online-Only-Mitgliedschaften bewegen sich im Bereich von zehn Euro, was möglicherweise die obere Grenze der Zahlungsbereitschaft für ein solches Angebot sein dürfte.
Betrachten wir die hybride Mitgliedschaft, so sind auch hier wieder drei Varianten denkbar: inkludiert in den Mitgliedspreis Offline als quasi „Goodie” (1), zu einem geringeren Preis dazu buchbar als Ergänzung (2) oder als eigenständige Mitgliedschaft für jeden ohne Preisunterschiede buchbar (3). Jede Variante hat ihre Vor- und Nachteile, hier muss eine individuelle Entscheidung für jedes Fitness-Studio getroffen werden.
Im Rahmen der Preisfindung kann auch das von zahlreichen Apps bekannte sogenannte Freemium-Preiskonzept interessant sein. Die Diskussion dieses Konzepts würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, wird allerdings in einem kommenden Artikel (TT Digi 3/2021) als innovative Preisfindungsmöglichkeit für Fitnessstudios eingehend besprochen.
Fazit
Es hat sich gezeigt, dass das hybride Studiomodell eine Lösung für die aktuelle Situation in der Fitnessbranche sein und das jeweilige Studio gleichzeitig fit für die Zukunft machen kann. Noch bietet die Etablierung dieses Modells die Chance, sich als First-Mover Wettbewerbsvorteile zu sichern. Zukünftig wird es, zumindest nach Meinung der Autoren dieses Artikels, eher die Regel als die Ausnahme in deutschen Fitnessstudios sein.
Andreas M. Bechler & Stefan Rauch
Literaturverzeichnis
Armento, Melania (2020): „Lockdown bis nach Weihnachten: Wie gehen Fitnessstudios mit dem zweiten Lockdown um?”, online abrufbar unter https://business.virtuagym.com/de/blog/teillockdown-bis-weihnachten-wie-gehen-fitnessstudios-mit-demzweiten-lockdown-um/ (Stand: 30.12.2020)
Gode, Solveig (2020): „DJs, Onlinekurse, flexiblere Tarife: Wie sich Fitnessstudio-Ketten wie McFit und Fitness First auch nach der Corona-Pandemie verändern werden”, online abrufbar unter https://www.businessinsider.de/wirtschaft/djs-onlinekurseflexiblere-tarife-wie-sich-fitnessstudio-ketten-wie-mcfit-undfitness-first-auch-nach-der-corona-pandemie-veraendern-werden/
Heitmann, Lena (2020): „Wieso ein hybrides Online UND Offline-Angebot unersetzlich ist”, online abrufbar unter: https://business.virtuagym.com/de/blog/wieso-ein- hybridesonline-und-offline-angebot-unersetzlich-ist/ (Stand: 30.12.2020)
Roth, Jost-H. (2020): „Digitale Erfolgspotenziale nach demRestart”, online abrufbar unter: https://www.fitnessmanagement.de/digital/digitaleerfolgspotenziale-nach-dem-restart (Stand: 30.12.2020)
Bildnachweis: © Shutterstock.com__524241190_mrmohock
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