Training
06.05.2021
Auch in der Pandemie auf Kurs!
Interview mit Gesundheitsstudio-Betreiber Claus Umbach
TT-DIGI berichtete bereits in der Ausgabe 03/2020 über das Sport- und Gesundheitszentrum Umbach GmbH. Nach dem zweiten Lockdown durfte das Studio, das im hessischen Baunatal beheimatet ist, wieder öffnen. TT-DIGI traf Claus Umbach, um mehr über seine Erfahrungen, die er während und nach dem Lockdown gemacht hat, zu erfahren. An der Ausrichtung als Gesundheitsstudio führt für ihn kein Weg vorbei.
TT-DIGI: Lieber Claus, erst einmal herzlichen Dank, dass Du Zeit für ein Gespräch mit mir hast. Seit wann ist Dein Gesundheitszentrum wiedergeöffnet?
Claus Umbach: Die Nachricht der Öffnung kam so überraschend, dass wir gar nicht darauf vorbereitet waren. So haben wir dann mit größter Fürsorge und Hygiene am 10. März 2021 den normalen Betrieb für unsere Mitglieder wieder geöffnet. Durch unsere Größe können pro Stunde 14 – 16 Personen trainieren. Dies wird über eine Buchungssoftware gesteuert und wird von den Mitgliedern sehr gut angenommen. Wir betreiben bewusst kein Überbuchungssystem, damit auch für das Mitglied Platz ist, welches die Buchung vergessen hat. Dazu sind unsere Trainingsflächen nun den gesamten Tag über optimal belegt. Die Mitglieder haben sich sehr schnell an das System gewöhnt und freuen sich, endlich wieder trainieren zu können.
TT-DIGI: Du hattest aber auch während des Lockdowns Möglichkeiten, Dein Studio offen zu halten. Welche Angebote konnten Deine Mitglieder nutzen?
Claus Umbach: Auch während des Lockdowns durften wir den ärztlich verordneten und genehmigten Rehasport anbieten. Hier konnten wir durchgehend alle unsere Rehakurse durchführen. Gerade die älteren Teilnehmer (mehrheitlich die Altersgruppe der 50-90-Jährigen) waren sehr dankbar, dass sie sich bewegen durften und qualifiziert angeleitet wurden. Monatlich waren im Durchschnitt 1.300 Teilnehmer anwesend. Die Kurse waren mit über 60% Teilnehmern gut gefüllt. Dies ist mit Sicherheit unserem exponierten Hygienekonzept zu verdanken.
TT-DIGI: Es ist klar zu beobachten, dass Du bereits seit vielen Jahren an der Gesundheitsorientierung Deiner Dienstleistungen arbeitest. Was hat Dich dazu veranlasst?
Claus Umbach: Ich habe mir schon immer die Bevölkerungspyramide angesehen. Wenn man dann sieht, wie die Altersgruppe von 50 bis 90 Jahre aussieht, so haben wir die nächsten 30 Jahre gut zu tun. Bei der älter werdenden Bevölkerung setzen doch Schmerzen, Zipperlein und Unwohlsein erst ein. Und eins kann ich sehr deutlich sagen: Je mehr Schmerzen, umso eher erfolgt der Gang ins Studio. Gerade in Zeiten von Corona wird dies sehr deutlich. Die Schwächen des Gesundheitssystems sollten die Stärken der gesundheitsorientieren Fitnessstudios sein.
TT-DIGI: Welche Angebote sind aus Deiner Sicht für die Positionierung als Gesundheitsdienstleister wichtig?
Claus Umbach: Für Gesundheitsdienstleister steht das individualisierte vielseitige Muskeltraining ganz oben an. Dazu brauche ich keinen Zirkel, sondern die Grundlage bilden sehr gut ausgebildetes Personal und gut bedienbare Einzelgeräte. Der Gesundheitsdienstleister muss Präventionskurse, Rehasport und Muskeltraining für Rehasportler, sowie Muskeltraining für Senioren anbieten. Als Gesundheitsdienstleister sollte man sich auch außerhalb des Studios positionieren. So arbeiten wir z.B. in einer großen privaten Altersresidenz, wo wir in der Woche rund 100 Senioren unter professioneller Anleitung zum Sporteln bringen. Ebenso gibt es viele Möglichkeiten im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung, um in Betrieben tätig zu werden.
TT-DIGI: Was müssen Betreiber beachten, wenn sie sich dafür entschließen, diese Leistungen in Ihr Angebotsportfolio aufzunehmen?
Claus Umbach: Das Wichtigste, was ich Studiobetreibern mit auf den Weg geben darf: Sie müssen es wollen. Man muss einfach gesundheitsorientiert arbeiten wollen und auch die Arbeit mit älter werdenden Menschen lieben. Gut ist immer, eine neue Philosophie für das Studio zu entwickeln. „Gesundheit ist keine Massenware“, sondern sehr individuell. Senioren müssen gut beraten werden. Wenn sie die Chance sehen, dass es ihnen besser geht, dann steht der Preis nicht mehr vorne an.
Die Achillesferse für die Umstrukturierungen ist immer wieder das Personal. Auch hier muss gegengesteuert und Personal noch qualifizierter ausgebildet werden. Die Mitarbeiter müssen Ahnung von Krankheitsbildern haben, um diese mit sportlicher Bewegung und Training zu verbessern.
TT-DIGI: Wie lange braucht es aus Deiner Sicht, bis man sein Studio entsprechend positioniert hat und welche Rolle spielt das Marketing dabei?
Claus Umbach: Wenn jemand „umbauen“ möchte, so muss das Ganze fundamental erfolgen. Arbeitsschwerpunkte sollten sein: Rehasport Orthopädie, Rehasport für Diabetes, Sturzprophylaxe, Muskeltraining für Ältere, Wirbelsäulengymnastik, Präventionskurse, qualifizierte Ernährungsberatung, langfristige Abnehmprogramme u.v.m. Innerhalb eines Jahres kann man eine solche Umstrukturierung vornehmen. Mein Studio hat z.B. eine kleine Schärfung im Namen bekommen: Sport- und Gesundheitszentrum Umbach – Therapiezentrum unter fachärztlicher Betreuung. Natürlich muss man auf mehr Marketing mit Empathie umstellen. Dabei sollten Gesundheitsaspekte eine große Rolle spielen. Aber auch das soziale Miteinander, gerade in Gruppen, gehört dazu: in ein modernes Fitnessstudio gehen, qualifiziert individuell beraten
und betreut werden, auf Krankheitsbilder Rücksicht nehmen, Spaß in der Gruppe haben. Dies sind relativ einfache Wünsche der älteren Menschen.
Jedenfalls muss die gesundheitliche Bedeutung von qualifiziertem Muskeltraining noch viel mehr in den Köpfen von Anbietern, Trainern und Nutzern etabliert werden, sonst können wir eine Systemrelevanz ausschließen und dann sind wir eben nur Freizeit!
TT-DIGI: Lieber Claus, herzlichen Dank für das Interview!
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