Ernährung & Gesundheit
13.06.2024
Neue Diagnostikgeräte? Ja, aber...
Diagnostiktools in Training und Therapie
Diagnostikgeräte haben einen unbestreitbaren Nutzen für Trainingskonzepte und Therapiepläne. Diese Tools ermöglichen eine präzise Analyse von Leistungen, Symptomen und Funktionsstörungen, die wiederum die Grundlage für effektive Interventionen bildet. Sie gehen einen Schritt weiter als klinische Interviews, standardisierte Fragebögen und psychologische Testverfahren, die weiterhin in Therapie- und Trainings einrichtungen gerne genutzt werden.
Auch aus Sicht der Kunden und Patienten werden Geräte und digitale Verfahren oft als wichtiger Bestandteil ihrer Behandlung wahrgenommen, sie vermitteln Genauigkeit, Effizienz und eine transparente Kommunikation über die Ergebnisse. Ein Übersichtsblick auf die sich auf dem Markt befindlichen Geräte lohnt also.
Tools für den Breiten- und Gesundheitssport
Beweglichkeitstests
Der Sit-And-Reach-Test ist ein einfacher Test zur Messung der Flexibilität der unteren Rücken- und Beinmuskulatur. Als digitale Version eignen sich Inertial Sensor Systems, die miniaturisierte Sensoren zur Messung von Gelenkwinkeln und Bewegungsbereichen während Bewegungsübungen verwenden. Eine weitere Möglichkeit, um die Beweglichkeit einzelner Gelenke zu beurteilen, stellt das Flexometer dar. Auch ein Goniometer misst den Bewegungs - bereich der Gelenke und hilft, Einschränkungen oder Ungleich gewichte in der Beweglichkeit zu identifizieren.
Haltungsanalyse
Haltungsanalyse-Software verwendet Kameras und Sensoren. Die Körperhaltung während des Stehens, Gehens oder Laufens wird erfasst und analysiert, um Haltungsprobleme und Verletzungen zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zur Korrektur einzuleiten. Zur Erkennung von Dysbalancen und asymmetrischen Bewegungen eignet sich auch der Functional Movement Screen (FMS).
Waage
Körperanalysewaagen messen nicht nur das Gewicht, sondern auch Körperfettanteil, Muskelmasse, Knochenmasse usw. Eine Bioimpendanzanalyse (BIA) zeigt durch einen Messstrom die Zusammensetzung des Körpers auf.
Stresstests
Herzfrequenzvariabilität (HRV)-Messgeräte messen die Zeitintervalle zwischen Herzschlägen, um den Grad der körperlichen Belastung zu beurteilen und das Erholungsniveau und die Anpassungsfähigkeit des Körpers zu bewerten.
Atmung
Ein Spirometer misst die Menge und Geschwindigkeit der Atemluft, um die Lungenfunktion zu beurteilen. Gehirnaktivität Elektroenzephalographie (EEG)-Geräte werden zunehmend in der Therapie eingesetzt, um die Gehirnaktivität zu messen und neurofeedbackbasierte Interventionen zu unterstützen.
Fitness-Tracker
Diese einfach zu bedienenden Geräte bieten nicht nur die Möglichkeit, körperliche Aktivitäten zu verfolgen, sondern integrieren auch Funktionen zur Überwachung von Schlafqualität und Stressniveau.
Tools für den Leistungs- und Spitzensport
Biomechanische Analyse
3D-Bewegungsanalyse-Systeme erfassen Bewegungsdaten in Echtzeit und ermöglichen eine detaillierte Analyse von Bewegungsmustern und Bio - mechanik.
Physiologische Überwachung
Dies erfolgt durch die Elektrokardiographie (EKG). EKG-Geräte messen die elektrische Aktivität des Herzens und ermöglichen die Beurteilung von Herzrhythmus und Herzfrequenzvariabilität, zur Überwachung der kardiovaskulären Gesundheit. Auch im Spitzensport werden Herzfrequenz - variabilität (HRV)-Messgeräte eingesetzt.
Bewegungsmusteranalyse
Hier kommen vor allem die Inertialsensoren zum Einsatz, die an verschiedenen Körperstellen angebracht werden, um Bewegungsdaten während des Trainings oder Wettkampfs zu erfassen. Diese Daten werden analysiert, um Bewegungsmuster, Belastungen und Asymmetrien zu identifizieren.
Neuromuskuläre Tests
Die Elektromyographie (EMG) ermöglicht die Messung der elektrischen Aktivität der Muskeln während der Kontraktion und liefert Informationen über Muskelaktivität und -koordination, um neuromuskuläre Defizite aufzudecken.
Der Blick in ein gesundheitsorientiertes Fitness-Studio
Eine Einschätzung aus der Praxis kann Sabrina Madeline Huber liefern, Leiterin eines Fitness-Studios mit Ausrichtung Medical Fitness. In ihrem Studio ist das meist genutzte Diagnostiktool die Körperanalysewaage. Sie sieht, dass Kunden immer begeis - tert von neuen Tools sind, verspürt aber keinen Erwartungsdruck, sich immer neuere Geräte anschaffen zu müssen. Denn ihrer Meinung nach sind „Tools nur im Kontakt mit dem Trainer aussagekräftig, die Kombination macht den Unterschied. Um ein Tool möglichst sinnvoll einzusetzen, ist auch nicht nur die reine Technik oder der Nutzen wichtig. Es muss auch in den Alltag und unseren Workflow passen. Das beste Tool nützt nichts, wenn wir keine Zeit haben, es einzusetzen. Neue Tools erfordern oft auch intensive Schulungen bezüglich der Bedienung und der Auswertung der Daten.“
Unterstützung durch KI
Und wie sieht es mit Künstlicher Intelligenz (KI) aus? Denn auch hier tut sich was auf dem Markt. Künst - liche Intelligenz-basierte Systeme zur automatisierten Auswertung von Daten werden erforscht, sowie mobile Gesundheitsanwendungen, die eine kontinuierliche Überwachung von Gesundheitsparametern ermöglichen. Durch maschinelles Lernen können Algorithmen Muster in den Daten erkennen und prädiktive Modelle entwickeln, die eine individuellere und effektivere Behandlung ermöglichen. Huber meint dazu aus ihrer Erfahrung: „Die Zielgruppe bei uns legt enorm viel Wert auf persönlichen Kontakt, KI sollte da nur bedingt eingesetzt werden. Viele Geräte nutzen ja schon KI in einem gewissen Maß, um Daten auszuwerten und Muster zu erkennen. Aber wenn es darum geht, den Menschen und den persönlichen Kontakt zu ersetzen, sehe ich darin keinen hohen Wert.“
Testungen & Genauigkeit
Sie sieht die Zukunft weniger in den neuen Technologien, als in der Verbesserung der bestehenden: „Unsere Körperanalyse-Messung liefert zwar interessante Erkenntnisse, erfüllt aber eher „zweckentfremdet“ den Zweck. Die einmalige Testung ist einfach nicht genau genug und unterliegt enormen Schwankungen – obwohl sie oft als Goldstandard für den kommerziellen Bereich betitelt wird. Außerdem ist es nicht einfach, die Gütekriterien so einer Diagnostik einzuhalten. Mal findet die Messung morgens statt, dann nachmittags schnell zwischen Feierabend und Gruppengymnastik. Da sind wir wieder bei dem Thema: Das Tool muss in den Workflow passen.“
Diagnostische Tools & Positionierung
Unabhängig davon, ob es sich um Trainings- oder Therapieeinrichtungen handelt, spielen zielgerichtet auf den Nutzen abgestimmte diagnostische Verfahren eine große Rolle und können eine Fitness-/Therapieeinrichtung auszeichnen. Sabrina Huber resümiert: „Ich denke, die diagnostischen Tools sind ein gutes Mittel, um sich von der Konkurrenz abzuheben und den Kunden/ Patienten zu symbolisieren, dass wir modern arbeiten, ohne den persönlichen Kontakt zu verlieren. Auch wenn die Aussagekraft manchmal fraglich ist, kann man sie zuletzt zweckentfremdet benutzen, um einfach immer wiederkehrende Kontaktpunkte mit den Menschen zu haben, sodass sie nicht einfach eine „Nummer“ im System sind.“
Felicitas Rohrer
Bild: ©shutterstock_1698322324
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