Therapie

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22.09.2022

Leitlinien bevorzugen aktiven Ansatz

Leitlinien bevorzugen aktiven Ansatz

Therapie- und Trainingsempfehlungen bei Arthrose

Bewegung in Form von sportlicher Aktivität wie Rehasport oder Funktionstraining wird von medizinischen Leitlinien als sogenannte „First-Line“-Maßnahme bei Arthrose bezeichnet. Was das konkret für die Therapie und das Training bedeutet, lesen Sie hier.

Da der Körper adaptiv auf steigende Belastungen reagiert, winken dem sich regelmäßig bewegenden Menschen Benefits in Form von mehr Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Schmerzreduktion – eine aktive Herangehensweise vorausgesetzt. Als einen der wichtigsten Aspekte birgt eine aktive Bewältigungsstrategie die Erfahrung von Kontrolle.

Die körperliche Aktivität bestärkt das Gefühl, die Dinge wieder selbst in die Hand zu nehmen und Kontrolle über Beweglichkeit, physische Veränderung und Anpassung oder schlicht über die eigenen Schmerzen zurückzugewinnen. Die Bewegung unterstützt den Patienten, aus dem Kreislauf der Hilflosigkeit und Abhängigkeit, beispielsweise von Medikamenten, Injektionen oder Behandlungen auszubrechen.

Alle Trainingsformen sind besser als „usual care“ oder „wait & see“

Aerobes Training und Mind-BodyTraining wie Yoga, Pilates oder TaiChi eignen sich gut, um Schmerzempfinden zu reduzieren und die Funktion zu verbessern. Ein regelmäßiges moderates Ausdauertraining – zum Beispiel 2x pro Woche für mindestens 25 Minuten – genügt schon, um erste Stoffwechselverbesserungen anzukurbeln. Anfangs geht es vor allem um:

  • ››› eine Verbesserung der Durchblutung und der Atmung
  • ››› einen besseren Enzymbesatz
  • ››› eine Optimierung eines potenziellen pro-inflammatorischen Gewebezustands

Zudem ist es nicht erforderlich, dass die 25 Minuten am Stück durchgelaufen werden. Es können durchaus kleine „Gehpausen“ eingebaut werden. Das hilft, die Belastung zu dosieren und kontrollierbar zu gestalten. Mind-Body-Interaktionen steigern vor allem die Aufmerksamkeit und die Wahrnehmungsfähigkeit. Damit sind sie optimal geeignet, Gelenkbewegungen und Muskelaktionen bewusster durchzuführen und auch besser kontrollieren zu können.

Krafttraining hingegen eignet sich zur Verbesserung von PerformanceLeistungen, wie Gehstrecke, Ganggeschwindigkeit, aktives Bewegungsausmaß oder schlicht Kraft. Ein kontrolliertes Training steigert die Belastbarkeit der beteiligten Körpergewebe und lässt den Gelenkknorpel deformationsfähiger werden. Seine Ernährung wird durch den permanenten Wechsel zwischen Druck- und Zugbelastungen verbessert.

Schmerzsteigerung durch neue Belastungen ist normal

Wer mit einem Training beginnt, fordert seinen Körper durch die neuen Situationen heraus, vor allem auch durch die ungewohnten Belastungen. Dabei kann eine kurzfristige Schmerzsteigerung um bis zu 25 Prozent in den ersten sechs Wochen noch als normale Reaktion angesehen werden. Ein Schmerz, der während des Trainings auftritt, ist kein Zeichen für eine Schädigung, sondern eher dafür, wie sensibel der Körper gegenüber neuen Reizen geworden ist.

Auf der 10er-Skala können Schmerzen eingeteilt und beurteilt werden – von 0 = gar kein Schmerz bis 10 = schlimmster Schmerz. Dabei ist der Bereich zwischen den Werten 1 und 3 noch als „grüner Bereich“ anzusehen. 4 – 6 ist der „gelbe Bereich“ und über 6 beginnt der „rote Bereich“. Schmerzen im „grünen Bereich“ sind bei einem neuen Training, beispielsweise mit Arthrose, akzeptabel. Auch der „gelbe Bereich“ kann individuell noch toleriert werden. Der „rote Bereich“ ist für ein Training tabu.

Werden die Schmerzen während des Trainings als zu störend empfunden, muss nachjustiert werden. Dann sollten folgende Parameter besser auf den Patienten und seinen aktuellen Zustand eingestellt werden:

  • ››› Übungsauswahl
  • ››› Kontraktionsform ändern (konzentrisch, exzentrisch, isometrisch)
  • ››› Körperhaltung während des Trainings (an den Geräten)
  • ››› Bewegungsausmaß (kleiner, größer)
  • ››› Bewegungstempo (schneller, langsamer)
  • ››› Pausenzeiten (zwischen Sätzen, Übungen, Geräten)
  • ››› Bewegungsfrequenz
  • ››› Belastungsdauer
  • ››› Trainingsgewicht

Lieber leichter starten und sicher steigern

Auch nach einem Training können etwas gesteigerte Schmerzen auftreten. Hier gelten dieselben Erklärungsmodelle wie bei Schmerzen während des Trainings. Gegebenenfalls müssen einige Trainingsparameter individuell angepasst werden. Als Faustregel gilt: Das Plus an Schmerz sollte ein paar Stunden nach dem Training abklingen und am nächsten Morgen verschwunden sein – also wieder auf dem Ausgangswert liegen. Zudem ist darauf zu achten, ob sich am Tag danach ein Gefühl von Steifigkeit oder vermehrter Unbeweglichkeit einstellt. Im Fall muss das Training wieder angepasst werden. Also: Lieber leichter starten und sicher steigern.

Checkliste „Training trotz Arthrose“

  • ››› Aktivität & Bewegung ist der einzige Weg mit Aussicht auf Verbesserung
  • ››› Edukation – Aufklärung: Entmystifizierung von Erwartungen und altem Wissen
  • ››› positive Kommunikation = positive Gedanken = positive Immunantwort
  • ››› Lebensstiländerung (Aktivität & Gewichtsverlust)
  • ››› Training ist sicher (evtl. mit Schmerzkontrolle)
  • ››› Bildgebung nur bei begründetem Verdacht auf ernsthafte Erkrankung

Kay Bartrow

Bild: © Shutterstock.com_1964777035_Ladanifer


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