Therapie

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13.11.2023

Gezielte Stärkung des Schultergelenks

Gezielte Stärkung des Schultergelenks

Top 5 Übungen für die Rotatorenmanschette

Um den Schulterkomplex funktionell wieder in die Spur zu bekommen, ist ein weiterführendes Training nach der physiotherapeutischen Behandlung durchaus sinnvoll und vor allem nachhaltig. Kay Bartrow beschreibt diesen Übergangsprozess und präsentiert seine Top 5 Übungen für die Rotatorenmanschette.

In den therapeutischen Interventionen wird der Fokus vorrangig auf eine Schmerzreduktion und die Mobilisation von eingeschränkten Bewegungsrichtungen gerichtet. Nach einer eingehenden therapeutischen Befragung und Untersuchung werden die erforderlichen Ziele abgesteckt und ein Therapieplan erstellt. In der aktiven Bewegungsprüfung zeigt der Patient, inwieweitt er bereit und fähig ist, die betroffene Schulter zu bewegen und zu belasten. Anhand der gefundenen Bewegungseinschränkungen und Ausweichmechanismen werden die zu mobilisierenden Bewegungsrichtungen erkannt.

Eine neurologische Untersuchung ist dann erforderlich, wenn neurologische Symptome vorhanden sind. Damit kann die Beteiligung und die Sensitivität des Nervensystems beurteilt werden. In der passiven Bewegungsprüfung werden vor allem das Endgefühl der Bewegung, also das dynamisch-elastische Spannungsverhalten der Gelenkkapsel und der Führungsbänder, beurteilt. Durch gezieltes Abtasten von Muskeln, Bändern oder Nerven, kann die Druckempfindlichkeit in die Behandlung integriert werden.

Ein Muskelfunktionstest, gezielte Messungen wie z.B. Umfang oder Temperaturmessungen oder spezielle Test runden die Diagnostik ab und verschaffen ein umfassendes Bild über die strukturellen und funktionellen Störungen.

Von der Therapie zum sportlichen Training

Konnten die Symptome mit der Applikation gezielter Therapiereize erfolgreich reduziert werden – Schmerzen beseitigt und normale physiologische Beweglichkeit wieder hergestellt – kann mit einem aufbauenden sportlich-therapeutischen Training begonnen werden. In einem progressiven sportlichen Training können die präventiv angelegten Schwerpunkte dezidierter auf die Bereiche Ausdauer, Kraft und Koordination gelegt werden.

Das Training startet genau an der Stelle, an der die Therapie beendet wurde. Bei erfolgreicher Therapie stellt die genaue Diagnose keine Limitierung für das folgende Training dar. Der Aufbau einer grundlegenden Ausdauer (Ermüdungswiederstandsfähigkeit) ist auch für die Schultermuskulatur ein wichtiger Baustein für eine stabile Gesundheit und eine anhaltende Beschwerdefreiheit. Letztlich muss die Schultermuskulatur ihre Leistung nicht nur für eine kurze Zeitspanne aufrecht halten können, sondern im Zweifelsfall einen ganzen Arbeitstag lang.

Trainingsplanung

Diese Gedanken rechtfertigen in der Trainingsplanung den Einsatz von Ausdauerelementen mit 25 bis 50 Wiederholungen, bei 3 bis 6 Sätzen mit einer geringen Pausenzeit. Ein Ausdauertraining kann hier schon mit Intensitäten im Bereich von 30% bis 50% der Maximalkraft realisiert werden.

Sind hingegen Steigerungen der Kraft und der Koordination das Ziel der Trainingsbemühungen, müssen auch Intensitäten von 65% bis 95% der Maximalkraft anvisiert werden. Die sehr hohen Intensitäten von 85% bis 95% sind hervorragend dazu geeignet, die muskulären und faszialen Kraftwerte zu steigern (Training der intra- und intermuskulären Koordination). Dabei finden vor allem Anpassungsreaktionen im Bereich der Rekrutierung, Frequenzierung und der Synchronisation statt. Hier geht es vor allem um Verbesserungen des Aktivitätsverhaltens zwischen Agonisten und Antagonisten.

Zeitgleich kommt es auch zu einer gesteigerten Aktivierung von Synergisten, also Muskeln, die bei der abverlangten Bewegung ebenfalls mitarbeiten können (Hilfsmuskeln). Diese Effekte sind häufig bereits wenige Stunden nach einem Training erkennbar und messbar.

Kay Bartrow


Übungen

Übung 1: Am Butterfly wird nicht nur die Brustmuskulatur eingesetzt. Die gesamte vordere Schultermuskulatur ist bei dieser Übung ebenfalls aktiv und wird intensiv gefordert. Die Trainingsbewegung entspricht einer horizontal geführten Flexion (Beugung) und diese erfordert einen kontrollierten Einsatz der Rotatorenmanschette (M. supraspinatus, M. Infraspinatus und M. teres minor). Je nachdem, in welcher rotatorischen Vorposition die Übung durchgeführt wird, kann die Aktivierung der Rotatorenmanschette verändert werden. Zudem wirken der M. deltoideus und die Armmuskeln (M. bizeps & M. trizeps brachii) an der Bewegung mit. Wenn die Arme in der vordersten Position am Bewegungsende sind, ist auch der M. serratus anterior aktiv und kontrolliert die Stellung des Schulterblattes mit. 

Übung 2: Bei der Version Butterfly Reverse muss ebenfalls eine horizontale Bewegungsebene gehalten werden: nun die horizontale Extension (Streckung nach hinten). Dabei sind alle Muskeln rund um das Schulterblatt aktiv (M. rhomboideus major und minor, M. deltoideus, M. supraspinatus und infraspinatus). Diese sorgen für einen guten Bewegungsrhythmus des Schulterblattes mit dem Oberarm und stabilisieren das Schultergelenk durch den gesamten Bewegungsweg. Zudem sind dies auch Haltungsmuskeln für den oberen Rumpfabschnitt und den Übergang zur Halswirbelsäule. Also eine perfekte Übung für Schulterpatienten und Schreibtischtäter.

Übung 3: Bei jeder Bewegung des Armes ist die Rotatorenmanschette aktiv und stabilisiert die Bewegungsachse. Beim Seitheben mit gebeugtem Ellbogen ist das sogar besonders der Fall. Durch die Beugung des Ellbogens entsteht ein Rotationsmoment für das Schultergelenk und damit eine funktionelle Aktivierung der Rotatorenmanschette: je mehr Beugung im Ellbogen genutzt wird, desto größer wird die rotatorische Kraft im Schultergelenk. Zudem ist diese Bewegung sehr alltagsnah, da dieselben Kräfte bei den üblichen täglichen Armbewegungen kompensiert und toleriert werden müssen. Neben dem M. deltoideus sind vor allem der M. supraspinatus, M. infraspinatus und der M. teres minor in die Bewegung integriert.

Übung 4: Das vordere Anheben der Hanteln stellt eine funktionelle Trainingsform für die Schultermuskeln dar. Besonders werden hier der M. deltoideus, M. coracobrachialis und über die Ellbogenbeugung auch die Rotatorenmanschette beansprucht. Zur Stabilisation treten die Oberarmmuskeln (Bizeps & Trizeps) in die Übung mit ein.

Übung 5: Zur Progression der bereits durch das Training erzielten Fortschritte, kann das Frontheben mit gestreckten Armen durchgeführt werden. Der längere Hebel fordert höhere Muskelkräfte und mehr dynamisch-elastische Fähigkeiten der Schulterstrukturen. Mit einer leichten Kippung der Kurzhantel in Richtung Innen- oder Außenrotation der Schulter, kann die Rotatorenmanschette wieder stärker involviert werden. Dazu ist auch wieder eine verstärkte Ellbogenbeugung dienlich.

Bild: ©Shutterstock.com_1761737447


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